
Unterschiede und Gemeinsamkeiten – Mein Erasmus+-Projekt in Izmir
Vom 18. bis 24. Mai 2025 hatte ich die Möglichkeit, im Rahmen eines Erasmus+-Austauschprojekts nach Izmir (Türkei) zu reisen. Der Flug dauerte etwa zwei bis drei Stunden – und dann begann eine Woche voller neuer Eindrücke, Erlebnisse und Begegnungen.
Tagesablauf und Schulalltag
Mein Tag begann gegen 7:30 Uhr, danach fuhr ich mit der Straßenbahn zur Schule. Der Unterricht startete um 9:00 Uhr und ging bis 16:30 Uhr – mit zwei Pausen, davon eine Mittagspause von etwa 20 Minuten. Zum Mittagessen ging die ganze Klasse in die Cafeteria, wo man sich selbst sein Essen holte. Fast immer gab es eine Suppe – zum Beispiel Linsensuppe – dazu Pommes, Reis, Salat, Joghurt und frisches Brot.
Nach Schulschluss ging es mit meinem Gastbruder nach Hause – entweder mit der Bahn oder wir wurden von seinem Vater abgeholt. Abends gab es gegen 18 oder 19 Uhr das gemeinsame Abendessen. Danach trafen wir uns oft mit einer großen Gruppe von 10–20 Freunden, um zum Beispiel gemeinsam in ein Café zu gehen oder am Strand Fußball zu spielen. Der Tag endete meist spät – aber immer mit tollen Erinnerungen.
Schulsystem: Ähnlich und doch anders
Einige Dinge waren ähnlich wie bei uns – zum Beispiel der Aufbau des Unterrichts oder die Pausen. Aber es gab auch interessante Unterschiede:
- Die Schüler*innen blieben die ganze Zeit in einer Klasse, selbst in der Oberstufe.
- Es handelte sich um eine Privatschule, die bezahlt werden muss.
- In der Türkei ist das Verhältnis zwischen Lehrerinnen und Schülerinnen viel lockerer und freundschaftlicher. Die Lehrkräfte wirken eher wie Freunde – sie machen Witze, reden offen mit den Schüler*innen und begegnen ihnen auf Augenhöhe. In Deutschland dagegen ist das Verhältnis oft formeller: Lehrer sind Lehrer, Schüler sind Schüler – da gibt es meist eine deutlichere Trennung.
- Ein Nachteil war, dass das Lehrsystem stark auf die Türkei ausgerichtet war – viele konnten nur sehr wenig Englisch sprechen, was die Kommunikation manchmal erschwerte.
Familienleben – herzlich und offen
Ich hatte großes Glück mit meiner Gastfamilie: Wir unternahmen viele Dinge gemeinsam – grillten auf dem Balkon, besuchten ihr Farmhaus, waren am Strand, auf dem Bazaar und aßen dort typisch türkisches Eis. Auch ihre Verwandten lernte ich kennen, alle waren neugierig, herzlich und sehr offen. Ich fühlte mich wie zuhause und hatte sogar mein eigenes Zimmer. Abends führten wir oft Gespräche über Deutschland und ihre Reisepläne. Sogar unsere Mütter lernten sich kennen – trotz Sprachbarriere.
Freizeit & Highlights
Neben dem Schulalltag standen auch Ausflüge auf dem Programm. Das größte Highlight war der Besuch der antiken Stadt Ephesos, mit beeindruckenden Ruinen aus der Römerzeit. Auch der Besuch des Bazaars war spannend – auch wenn wir dabei unter Zeitdruck standen. Ein weiteres unvergessliches Erlebnis war ein Abend am Strand mit über 20 Leute – mit Fußballspielen, Mini-Motorrädern und jeder Menge Spaß.
Kultur & Unterschiede im Alltag
Natürlich fielen auch kulturelle Unterschiede auf – besonders beim Essen: Es gab eine feste Reihenfolge, z. B. immer erst Suppe, dann Hauptgericht. Auch bei Begrüßungen gibt es Traditionen, an denen ich teilnehmen durfte. In Izmir selbst kleiden sich viele modern, aber traditionelle Kleidung ist besonders zuhause noch verbreitet.
Ein spannender Punkt war: In der Schule sind Bärte nicht erlaubt, da sie als unhygienisch gelten – das war für viele von uns überraschend.
Demokratie & Projektarbeit
Im Projekt beschäftigten wir uns auch mit dem Thema Demokratie in der Türkei. Wir lernten viel über Mustafa Kemal Atatürk, den Gründer der modernen Türkei. In Interviews fragten wir türkische Schüler*innen nach ihrer Meinung zur Demokratie. Es wurden auch Präsentationen gehalten – zum Beispiel über die Stadt Ephesos.
Fazit
Was mich am meisten beeindruckt hat, war die unglaubliche Offenheit der Menschen. Ich war kaum einen Tag dort, und schon hatte ich 20 neue Bekanntschaften – mit denen ich die ganze Woche verbrachte. Es herrschte eine freundliche, offene Atmosphäre, in der man sich sofort willkommen fühlte.
Insgesamt war das Erasmus+-Projekt in Izmir eine einmalige Erfahrung. Ich habe viele Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten zwischen unseren Ländern entdeckt – und vor allem gelernt, wie bereichernd Austausch sein kann.