
Abenteuer auf Réunion
Schüleraustausch der IGS Rülzheim
Vom 16.02. bis zum 26.02. waren wir, Evi Reimann (16) und Lilli Heubel (17), aus der 11. und 12. Klasse der IGS in Rülzheim im Rahmen eines Schüleraustauschs mit unserer Lehrerin Frau Ochsenfeld auf der kleinen Insel „la Réunion“. Diese liegt zwischen Madagaskar und Mauritius im indischen Ozean und gehört zum südafrikanischen Kontinent, wobei die Insel selbst ein Teil von Frankreich ist. Der gesamte Austausch wurde vom Programm „Erasmus+“ gefördert, weshalb es uns als Einzelpersonen nichts gekostet hat, und war nur dank diesem möglich. Ziel von diesem Programm ist es, den interkulturellen Austausch zwischen Jugendlichen zu fördern. Der gesamte Austausch lief auf Englisch, wobei Evi mit ihrer Gastfamilie teilweise auch Französisch gesprochen hat.
Die Anreise traten wir am 15.02. an. Nach elf Stunden Flugzeit (Paris – Saint Denis) und einer Zeitverschiebung von drei Stunden nach vorne waren wir auf der kleinen Trauminsel und lernten unsere Gastfamilien kennen. Unsere Gastschwestern hießen „Kahaia“ (Gastschwester von Evi) und „Maelys“ (Gastschwester von Lilli). Kahaia wohnt in der Nähe von Saint-Pierre, dem Ort unserer Gastschule „La Salle Saint-Charles“, während Maelys weiter auf einem Berg wohnt.
Zu diesem Zeitpunkt waren auch noch vier andere Schüler*innen aus einer anderen deutschen Schule im Rahmen von Erasmus+ dort, mit denen wir dann ein paar Ausflüge unternommen haben. Am Montag waren wir allerdings erstmal mit unseren Gastschwestern in der Schule, welche durch Graffitis sehr bunt gestaltet und sogar im Gebäude bepflanzt war. Dort sind uns direkt ein paar Unterschiede zu unserer Schule in Deutschland aufgefallen. Einerseits waren die Schulregeln viel lockerer. Die Handynutzung war, abgesehen vom Unterricht selbst, erlaubt und die Pünktlichkeit nahm auch keiner so genau. Andererseits musste man vor Betreten des Schulhofes seine Tasche öffnen und vorzeigen, was zum Schutz vor Amokangriffen oder Ähnlichem dienen sollte.
An diesem ersten Schultag waren wir noch nicht viel im regulären Unterricht mit dabei, da wir eine Begrüßung vom Erasmus+-Team und eine Führung durch die Schule bekommen haben. Später haben alle Deutschen eine Präsentation für ihre Gastschwestern und andere französische Schüler*innen über ihre Schule und Heimat vorgetragen. Das Ganze lief, so wie der gesamte Austausch, auf Englisch, wodurch wir schon auf die erste Herausforderung gestoßen sind. Allgemein haben wir in diesen zehn Tagen die Bedeutung von Kommunikation nochmal ganz anders wahrgenommen. Wir haben gelernt, dass man nicht dieselbe Sprache oder fließend Englisch sprechen können muss, um mit anderen Menschen zu interagieren. Anschließend an die Präsentationen haben wir uns in Gruppen, deutsche und französische Schüler*innen gemischt, zusammengefunden und uns über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten sowie Vorurteile gegenüber Deutschland und Frankreich/ la Réunion ausgetauscht.
Am Dienstag war dann unser erster Ausflug, eine Busfahrt auf die andere Seite der Insel in die Gegend „Salazie“ im Ort Hellbourg. Dort haben wir eine kleine Wanderung unternommen und haben auch den Wasserfall „Voile de la Marié“ besucht. Am Mittwoch waren wir zu viert, also wir mit unseren Gastschwestern, nach der Schule am Strand. Das Wasser war so schön blau, klar und warm und man konnte weit reinlaufen, da der Boden sehr flach war. Schon nach wenigen Metern kamen die ersten Korallenriffe und überall schwammen bunte Fische. Donnerstags stand dann eine kleine Exkursion zum „Piton Mont Vert“ an. Es ging um das Thema „Flora und Fauna“. Mit wissenschaftlichen Methoden haben wir die Artenvielfalt der Pflanzen und Tiere innerhalb eines abgemessenen Bereichs von zehn Metern bestimmt. Das ganze haben wir mit einem kleinen Film dokumentiert. Sowohl die Durchführung der Methoden als auch die Dreharbeiten haben super viel
Spaß gemacht und wieder haben wir viel miteinander auf Englisch kommuniziert. Das war wie eine Exkursion im tropischen Regenwald. Wir haben sogar Chamäleons in freier Wildbahn gesehen.
Das viele Sprechen auf Englisch ist anfangs etwas ungewohnt gewesen, doch schon nach wenigen Tagen haben wir sogar angefangen auf Englisch zu denken. Und wenn es mal gar nicht weiter ging, gab es immer noch den Google-Übersetzer und Hände und Füße hatten wir ja auch noch. Freitags bekamen wir dann noch eine geführte Schnorcheltour von einem Sportlehrer in der Lagune von Saint-Pierre. Auch hier ging es um Nachhaltigkeit und die Flora und Fauna. Bevor es ins Wasser ging, bekamen wir eine Einweisung, wie man sich den Korallen und Fischen gegenüber nachhaltig und respektvoll verhält. Anschließend sind wir in der Gruppe zusammen losgeschnorchelt und haben die Unterwasserwelt erkundet. Gelernt haben wir auch an diesem Tag, so wie an jedem, eine ganze Menge und neue Erfahrungen gab es auch wieder genug. Am Abend haben wir uns noch mit den anderen am Austausch beteiligten Jugendlichen am Strand zum Sonnenuntergang anschauen und essen gehen getroffen, da die andere Gruppe vom Austausch am Samstag schon wieder nach Hause flog.
Das Wochenende konnten wir mit unserer jeweiligen Gastfamilie ganz individuell gestalten. Den Samstag haben wir noch viel zusammen verbracht, da beide unserer Familien zum Markt gefahren sind und wir später nochmal zusammen am Strand waren. Generell mussten wir auch feststellen, dass die Menschen auf la Réunion zum einen sehr nett und höflich sind und immer freundlich grüßen. Zum anderen sind sie aber auch sehr spontan in ihrer Planung, was für uns manchmal etwas herausfordernd war, da wir manchmal gar nicht wussten, wo wir als nächstes hingehen oder was wir als nächstes tun würden. Aber auch daran konnte man sich gut gewöhnen. Auch das Essen war dort anders als bei uns. Unsere Gastfamilien haben viele Gerichte mit Reis und Hähnchen gekocht, es gab viele leckere tropische Früchte und die Zeit, in der zu Abend gegessen wurde, war teilweise erst nach 20 Uhr. Definitiv später als bei uns zuhause. Aber auch das war okay. Wir haben gelernt unsere Gewohnheiten mal abzulegen und uns auf neue Wege und Möglichkeiten eingelassen.
Den Sonntag haben wir weitestgehend getrennt verbracht, da Maelys‘ Familie eine Rundfahrt über die Insel geplant hatte und die Familie von Kahaia den Geburtstag der Großmutter gefeiert hat.
Insgesamt war der Austausch eine unvergessliche Zeit für uns mit vielen neuen und spannenden Erfahrungen für das Leben, von denen wir in Zukunft immer berichten können. Wir haben so viel
gelernt, sind aus uns herausgewachsen, wurden selbstständiger und selbstbewusster. Auch
sprachlich wurden wir sicherer und haben auch noch die ein oder anderen „skills“ dazu gelernt. Ohne
Erasmus+ wäre das nicht möglich gewesen und wir sind wirklich sehr froh darüber, dass dieses
Programm Jugendlichen in Europa so eine Chance ermöglicht.
Lilli Heubel & Evi Reimann, 13.03.2025 in Rülzheim